Osterturnier 2019 - Hartmut Freund gewinnt Senioren B

von Liehner, Knut

Foto: Hartmut Freund mit Bruder Norbert
Hartmut Freund mit Bruder Norbert

Der geistig behinderte Tischtennis-Spieler Hartmut Freund vom TTC Bietigheim-Bissingen hat nach dem Gewinn zweier Silbermedaillen bei den Special Olympics in Abu Dhabi für einen weiteren Paukenschlag gesorgt: Er gewann erstmals ein Turnier im Regelsport. Beim 48. Oster-Tischtennis-Turnier 2019 in Neureut, powered by JOOLA des TTC Karlsruhe-Neureut entschied er die Senioren-B-Konkurrenz für sich, an der rund 40 Sportler teilnahmen. Startberechtigt waren Spieler ab einem Alter von 39 Jahren bis zum QTTR-Wert 1500, also etwa bis zur Leistungsstärke der Bezirksliga.

Der 51-Jährige, der einen QTTR-Wert von 1459 hat und von JOOLA Tischtennis gesponsert wird, rang im Finale am späten Samstagabend den Abwehrstrategen Jürgen Harz (QTTR-Wert 1490) in einem Fünf-Satz-Krimi mit 14:16, 11:9, 11:4, 9:11 und 12:10 nieder (siehe Video). Harz ist ob des von ihm praktizierten Schnittwechsels mit langen Noppen gefürchtet, zumal er den Schläger auch dreht. Im fünften Satz hatte Freund beim Stand von 9:10 und Matchball für Harz das Glück auf seiner Seite, als sein Vorhand-Schuss die Netz- und die Tischkante touchierte. Es war Freunds zehntes Match an diesem Tag. Zuvor hatte er in der Senioren-A-Konkurrenz (ohne QTTR-Limit), wo er ins Achtelfinale vordrang, durch einen Vier-Satz-Sieg gegen den favorisierten Angriffsspieler Thomas Fränznick (QTTR-Wert 1576) ebenfalls bereits ein Ausrufezeichen gesetzt.

Durch den Sieg in der Senioren-B-Konkurrenz sicherte er sich ein Preisgeld von 30 EUR, das nach Angaben seines Bruders Norbert Freund als erster Finanzierungsbeitrag für die Teilnahme an den Global Games des Weltverbands INAS im Oktober in Brisbane/Australien verwendet wird. Im Geistigbehindertensport gibt es zwei konkurrierende Weltverbände, die alle vier Jahre ihre Weltspiele austragen, Special Olympics und INAS. Hartmut Freund, der im März an den World Games der Special Olympics teilnahm und vom Deutscher Behindertensportverband (DBS) nun auch als einziger deutscher Sportler für die Global Games von INAS gemeldet wurde, muss die dabei für sich und seinen Betreuerstab anfallenden Kosten selbst finanzieren. Da er von einer Erwerbsminderungsrente auf Sozialhilfe-Niveau lebt, ist er auf Spender und Sponsoren angewiesen.

Freund gilt als der weltbeste Sportler mit einer schweren geistigen Behinderung, muss sich bei Wettkämpfen im Behindertensport aber fast durchweg mit wesentlich leichter behinderten Spielern messen. Er startet im DBS für den BSV Walldorf und bei den Special Olympics für die TSG Reutlingen Inklusiv. Im Regelsport spielt er für den TTC Bietigheim-Bissingen, bei dem er unter der Regie von Vereinscoach Andreas Kienle großenteils trainiert. Bei Eric Silber und Kai Kilian erhält er Einzeltraining. Im Senioren-Mannschaftssport tritt er für den TSV Korntal an, mit dem er kürzlich Meister in der Senioren-40-Bezirksliga wurde.

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