Deutschland-China remis
von Liehner, Knut
(JK) Seit Mao Zedong in den 50er Jahren Tischtennis zum Nationalsport erklärt hat, besitzt dieser Sport einen außergewöhnlichen Stellenwert für Chinesen. Vielleicht ist es aber auch so, daß dieses schnelle und filigrane Spiel mit seinen besonderen Anforderungen an Reaktion- und Koordinantionsvermögen den behenden Asiaten, die der Welt ja auch diese unglaublichen akrobatischen Leistungen schenken, sehr entgegen kommt. Jedenfalls spielt ein nicht geringer Teil, der in Deutschland studierenden und arbeitenden Chinesen in hiesigen Vereinen Tischtennis.
Die Älteren erinnern sich an die "Tischtennisdiplomatie", die 1971 Amerikaner und Chinesen nach langer diplomatischer Eiszeit wieder an den gemeinsamen Tisch brachte, zunächst - im Rahmen eines Länderkampfes - an den Tischtennistisch und dann an den Konferenztisch (Mao/Nixon). Unvergessen auch, daß die, natürlich hochüberlegenen Chinesen, die Amerikaner in jeder Begegnung eine Satz gewinnen ließen, so daß heute noch die Tischtennisspieler, wenn sie unversehens einen Satz verloren haben, vom "Chinesensatz" sprechen und damit zu verstehen geben wollen: Diesen Satz habe ich dir überlassen, aber nur diesen.
Im TTC Karlsruhe-Neureut, in dem mehrere chinesische Studenten, Doktoranden, wissenschaftliche Mitarbeiter des KIT u.s.w. Mitglieder sind, ist es nun schon leibgewordene Tradition, jährlich einen "Ländervergleichskampf" Deutschland vs. China abzuhalten. Dieses Jahr hat man dafür die spielfreie Vorweihnachtszeit genutzt. Organisiert hat das Turnier der Neureuter Xiaojun Ma, Dipl.-Ing. in Diensten der EnBW, der in der 7. Mannschaft des TTC spielt.
Die zahlreichen Teilnehmer wurden nicht nach sportlichen Gesichtspunkten gewählt, sondern eher nach Gesichtspunkten der Verfügbarkeit. Die Ergebnisse der in 2 Gruppen gegeneinander angetretenen Mannschaften waren dementsprechend dann auch eher von untergeordneter Bedeutung. Auf beiden Seiten reüssierten insbesondere die gestandenen Spielerinnen und Spieler.
Ein chinesischer Spieler, der in Langensteinbach kurz vor dem Abitur das Gymnasium besucht, hatte man, um die Mannschaftsstärke auszugleichen, kurzerhand deutsch naturalisiert.
2 chinesische Atomwissenschaftler ließen den geschichtskundigen Beobachter an den ungarisch/amerikanischen Physiker Edward Teller,den späteren "Vater der Wasserstoffbombe" denken, der in Karlsruhe studiert hatte und wie sein Doktorvater, der Nobelpreisträger Werner Heisenberg leidenschaftlicher Tischtennisspieler war. Heisenberg hat in seiner Biografie preisgegeben so gut wie jeden Tag seines Lebens Tischtennis gespielt zu haben.
Jedenfalls war die Begegnung der beiden Nationen an den Neureuter Tischtennistischen im Neureuter Schulzentrum außerordentlich harmonisch, freundschaftlich und locker. Wer genau hinschaute, konnte sogar feststellen, daß die chinesischen Cracks und die Schiedsrichter mit "Tannezäpfle" wohl versorgt waren.
Alle freuten sich am Ende auf das nächste Zusammentreffen und wenn die Bundesregierung, was Gott verhüten möge, in eine diplomatische Eiszeit mit China geraten sollte - der TTC Karlsruhe-Neureut steht bereit zu vermitteln.
Mitgespielt haben unter anderem:
- Xiaojun Ma, Dipl-Ing., EnBW
- Xuenong Chen, Dr. rer. nat. Mathematik, KIT
- Dongmei Luo, Dipl.-Ing.
- Cunman Zhang, Dr.-Ing., NanoFaktur
- Haotian Zhang, Abiturient
- Anya Zhang